Ende einer Ära

Der Rostersplit brachte vielen frischen Wind in die Shows – einfach dadurch, dass viel mehr Männern die Chance geboten wurde in den Sendungen aufzutreten, die vorher aufgrund der Stardichte bei Raw und Smackdown auf die B-Shows verdammt waren. Dieser Umstand hätte durchaus auch ein Segen für den European Title gewesen sein können, da man den Gürtel so viel mehr Aufmerksamkeit schenken konnte. Drei Wochen nach Regals Titelgewinn wurden diese Hoffnungen jedoch jäh zerstört und es war niemand geringeres als der mächtige Spike Dudley, der William Regal mit seinen eigenen Waffen schlug um European Champion zu werden. Damit schwand nicht nur der blasse Hoffnungsschimmer, nein, damit war der Gürtel auch wieder zurück in den Fängen der Belanglosen. Zumindest für vier Wochen, denn nur vier Raw-Ausgaben später besann man sich eines besseren und gab Regal das Gold zurück. Das bedeutete auf der einen Seite Aufatmen, auf der anderen Seite bedeutete dies, dass Regal den bisherigen Rekord von vier Regentschaften einstellte und damit gleich mit D-Lo Brown zog. Ein Europäer stand nun also nicht nur an der Position des amtierenden Champions, sondern auch an der Spitze der ewigen Bestenliste dieses Gürtels. Auf letztgenannter Liste steht er heute noch – an der Position des amtierenden Champions stand er nur *hust* zwei Monate.

Der 08.07.2002 war ein historischer Abend für den europäischen Titel von World Wrestling Entertainment. An diesem Abend wechselte der Gürtel zum allerletzten Mal seinen Besitzer, bevor er zwei Wochen später mit dem Intercontinental Championship verschmolz und seither nie mehr gesehen ward. Jeff Hardy war es, dem die Ehre zuteil wurde, der letzte European Champion von World Wrestling Entertainment zu sein und Rob Van Dam war es schließlich, der den Gürtel durch einen Sieg über Jeff Hardy mit seinem Intercontinental Title verschmolz.

Eine Ära ging zu Ende. Eine Ära, in der sich die Helden der Lower Midcard mit einer Krone schmückten, die ursprünglich als Aushängeschild eines fremden Kontinents gedacht war. Eine Ära, in der man den Gürtel benutzte, um junge Männer zu präsentieren, sie stark darzustellen und bei den Fans zu etablieren. Eine Ära voller unsinniger Konstellationen, irrsinnger Typen und doch einer Menge großartigem Wrestling. Der European Title mag tatsächlich die Krone der Belanglosen gewesen sein – aber er war es, der vielen jungen Stars die Chance bot, sich zu beweisen, sich zu etablieren und die Luft des großen Business zu schnuppern. Bei aller Absurdität – ich vermisse das bunte Gold. Ich will es nie wieder sehen – und doch vermisse ich es. Ich als Europäer, ich als Fan schräger Gimmicks, ich als Liebhaber großartigen Wrestlings. Ich als Wrestling-Fan.